"Ja, ja, der Chianti-Wein..." singen Männerchoere überall in der Republik. Der Chianti ist bekannt, aber in zweierlei Richtung: berühmt und berüchtigt. Auf der einen Seite dürfte er der bekannteste Wein Italiens sein. Auf der anderen ist seine Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts phasenweise ein Fiasko gewesen (Fiasko ist ein Begriff, der schon deshalb eng mit diesem Wein verbunden ist, weil die ach so typischen Bast-Flaschen, die in zahllosen Pizzerien die Dekoration abgeben, genau so heissen: Fiasco eben).
Hinter dem Chianti verbirgt sich vor allem die Traubensorte Sangiovese - sie muss zu 4/5 darin enthalten sein. Aber sie steckt auch hinter anderen Weinen wie dem Brunello di Montalcino, dem Vino Nobile de Montepulciano, dem Morellino di Scansano und (zusammen mit anderen Sorten) dem Carmignano, Rosso Conero und Rosso Piceno.
Insgesamt ist sie die am häufigsten angebaute Rotweinsorte Italiens.
Wahrscheinlich war die Sorte schon den Etruskern bekannt und interessanter weise ist sie genau in derem alten Siedlungsgebiet in Mittelitalien auch nach wie vor am stärksten angebaut. Der Name soll auf die spätlateinische Übersetzung von "Blut des Jupiter" zurückgehen.
Sangiovese braucht eine lange Reifezeit am Rebstock und kann selbst in Italien oft erst im Oktober geerntet werden. Das ist mit einem gewissen Risiko gehaftet, denn die Beeren haben sehr dünne Häute und faulen leicht, wenn es im Herbst nass wird. Auf der anderen Seite: wenn die Trauben nicht ganz reif werden, dann haben die Weine viel Gerbstoffe und vor allem Säure. Keine ganz einfache Sorte also. Wenn die Bedingungen aber stimmen, dann kann Sangiovese gehaltvolle, differenzierte und vor allem auch recht langlebige Weine erbringen. Zudem spiegelt die Sorte das Terroir auf dem die Reben wachsen recht stark wieder. Das heisst, die Weine unterscheiden sich je nach Region doch recht deutlich. Früher dachte man, das sei auf unterschiedliche genetische Spielarten zurückzuführen.
Auch in anderen Ländern der Welt hat sich die Sangiovese heimisch gemacht: auf Korsika ohnehin (wo sie Nielluccio heisst), aber auch - dank der italienischen Einwanderer - in Argentinien. Einwanderer brachten sie auch nach Kalifornien. Mit knapp 100.000 Ha gehört sie zu den bedeutenden Sorten.
Experte im Studio: Werner Eckert
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