Mit seinem vollmundigen, sauer-süssen Aroma ist Aceto Balsamico Tradizionale zweifellos der König unter den Essigen. Die edle Würze aus eingedicktem Traubenmost reift mindestens zwölf Jahre im Holzfass und hat einen entsprechend hohen Preis. Der Feinschmeckeressig aus dem italienischen Modena wird auch in Deutschland immer beliebter. Inzwischen haben die meisten Supermärkte und Discounter auch preisgünstige Balsamicovarianten im Angebot. Schmecken diese Produkte ebenso gut wie das teure Original? _Original ohne Zusatzstoffe_ Der originale Balsamicoessig stammt ursprünglich aus der Stadt Modena in Norditalien, heutzutage wird er auch in der Umgebung von Modena sowie in der angrenzenden Provinz Reggio Emilia hergestellt.

Der Aceto Balsamico Traditionale wird hier ausschliesslich aus eingekochtem Traubenmost hergestellt. Konservierungs-, Aroma- oder Farbstoffe sind tabu.

Jährlich werden nur etwa 10.000 Liter dieses kostbaren Essigs produziert. Das knappe Angebot und die lange Reifezeit machen ihn so hochwertig und teuer. Er ist eine Delikatesse und wird nur in kleinen Flaschen gehandelt. Die Abkürzung für den edlen Essig lautet "Abt". "Abtm" bedeutet, dass er direkt aus Modena stammt.

_Bezeichnung "Aceto Balsamico" - kein Hinweis auf die Qualität_ Viele Essige im Supermarkt nennen sich "Aceto Balsamico di Modena".

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie auch tatsächlich immer aus Modena stammen. Ohne den Zusatz "Tradizionale" zu verwenden, dürfen die Hersteller jeden Essig so nennen, egal, wo und wie er produziert wurde. Der Begriff "Aceto balsamico" selbst gibt also keinen Hinweis auf die Qualität des Essigs. Vielmehr handelt es sich meist um ein Industrieprodukt, das vom Image des "Tradizionale" lebt.

_Kuenstlich aufgepeppt_ Aceto Balsamico ist in Deutschland ein sehr beliebter Essig. Einer aktuellen Umfrage der Servicezeit: Essen & Trinken zufolge verwenden 55 Prozent der Befragten den sauer-süssen Balsamicoessig mit dem italienischen Image nun schon am häufigsten in der Küche.

Während der Weinessigabsatz stagniert oder sogar zurückgeht (zugunsten von Dressings), floriert das Geschäft mit Balsamico.

Dabei sind diese Essige häufig mit vielen Zutaten künstlich aufgepeppt, zum Beispiel mit Zucker, Karamell, Aroma-, Konservierungs- oder Farbstoffen sowie Antioxidationsmitteln.

Wertvoller Traubenmost ist meist nur in geringen Mengen enthalten.

Im Gegensatz zum Original bestehen die meisten Balsamicoessige hauptsächlich aus herkömmlichem Weinessig.

_Zwoelf Marken im Test_ Drei Experten haben für Servicezeit: Essen & Trinken zwölf verschiedene Balsamicomarken zu Preisen zwischen 0, 20 Euro und 2 Euro pro 100 Milliliter getestet.

_Zu den Kritikern_ * Ralf Bernd ist Biologe und Sensoriker. Für "Viani Delikatessen", einen der Hauptimporteure italienischer Spezialitäten, testet er den Geschmack und die Qualität der eingekauften Lebensmittel.

* Dr. Rolf Merkle ist Autor des Buches "Aceto Balsamico Tradizionale" und leidenschaftlicher Hobbykoch.

* Herbert Brockel ist Gourmetkoch im Restaurant "Husarenquartier" in Erftstadt-Lechenich. Er kocht viel mit Balsamico, hat sogar eigene Rezepte damit kreiert. Einfachen Haushaltsbalsamico verwendet er jedoch nie, daher fiel sein Urteil über unsere Essige auch sehr streng aus.

Der anonyme Test verlief in zwei Runden, getestet wurden zunächst Geruch, Aussehen und Konsistenz, wobei sich schon hier für die Tester klare Unterschiede abzeichneten. Diese wurden beim Geschmackstest bestätigt.

_Oft schlechte Noten für Geschmack_ Das Ergebnis unserer Stichprobe ist unerfreulich. Mehr als die Hälfte der Proben wurden als "wenig zufrieden stellend" oder "schlecht" beurteilt. Untypischer Geruch oder ein Geschmack nach "Himbeeren", "Nagellack/Aceton" oder "Schmieroel" führte ebenso zu deutlichen Abwertungen wie zu aggressive Säure.

Des Weiteren bemängelten die Prüfer, dass manche Essige nach vergorenem Wein rochen. In einem Fall reizte der Essig die Schleimhäute der Tester derart stark, dass es zu einem Hustenanfall kam.

Kein einziger Essig im Test bekam die Note "sehr gut". Nur zwei Marken im Test erhielten die Note "gut" - die beiden teuersten im Test. Den dritten Platz und immerhin die Note "zufrieden stellend" erreichte ein Aceto Balsamico für 3, 79 Euro (500-Milliliter-Flasche).

Die genauen Testergebnisse finden Sie hier!

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Original haben Supermarktessige, die statt reinem Traubenmost oft Weinessig sowie Farb-, Geschmacks- und Konservierungsstoffe enthalten, in der Regel nicht viel gemein.

Ein Rat unserer Experten: Balsamicoessige, die in unserem Test "gut" oder "zufrieden stellend" abgeschnitten haben, kann man für Salatdressings durchaus verwenden, denn dafür ist der "Tradizionale" ohnehin viel zu kostbar! _Image-Klau - Brüssel wird aktiv_ Tester Dr. Rolf Merkle kritisiert vor allem, dass die einfachen Balsamicoessige vom Image des "Tradizionale" profitieren. Viele Verbraucher könnten anhand der Kennzeichnung das Original nicht vom billigen Imitat unterscheiden.

Daher wird in Brüssel zurzeit an einer Regelung gearbeitet, die die Unterschiede der Essige schon auf den Verpackungen deutlich machen soll. Die Bezeichnung "Aceto Balsamico di Modena" wird es demnach bald viel seltener geben. "Di Modena" soll dann nur noch auf Etiketten von solchen Balsamicoessigen stehen, die auch aus der italienischen Region Modena stammen und mindestens einen 20-prozentigen Traubenmostanteil haben. Wie die neue Etikettierung im Detail geregelt werden soll, steht allerdings noch nicht fest.

Rezepte: Balsamicodressing (auf Vorrat) Geschmortes Schweinebäckchen in Ahrspaetburgunder auf Balsamicolinsen Medaillon vom Seeteufel im Balsamico geschmort auf Graupenrisotto