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Mohnspezialitäten: Vielfaeltig und köstlich (Info)
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die Zutaten:
Info
 Von Anja Dannenberg
die Zubereitung:

Mohn wird hierzulande fast nur als Zutat zu Brötchen und Kuchen verwendet. Ganz anders im Waldviertel im Norden Österreichs. Hier hat sich eine ganze Region auf den Anbau von Blaumohn und seine Vermarktung spezialisiert. ServiceZeit KostProbe war im August zur Ernte dort. Im Mohndorf Armschlag setzt man alles daran, die grosse Vielfalt an Mohnspezialitäten bekannt zu machen.

Alte Tradition - neu entdeckt: Im Niederösterreichischem Waldviertel gehört der Mohnanbau zur Tradition. Noch um 1930 notierte man den Zwettler Graumohn sogar an der Londoner Handelsbörse. Billigimporte aus dem Nahen Osten und osteuropäischen Ländern waren aber schliesslich eine zu grosse Konkurrenz. Der Mohnanbau im Waldviertel kam zum Erliegen.

Seit 1980 wird er wieder kultiviert, und einige Dörfer haben für den Absatz ihrer Mohnprodukte eine ausgefeilte Marketingstrategie entwickelt - mit Erfolg. Die Bauern können sich auf diese Weise etwas dazuverdienen.

Gefaehrliche Inhaltsstoffe: Mohn stammt ursprünglich wahrscheinlich aus Westasien und zählt zu den ersten Kulturpflanzen der Menschheit. Sein Ruf war schon immer etwas zwielichtig: Einmal galt er als Symbol der Fruchtbarkeit und war der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter heilig, zum anderen galt er aber auch als Sinnbild des Schlafes, der Träume und des Todes.

Für diese unterschiedliche Einschätzung des Mohns gibt es Erklärungen: Auf der einen Seite ist Mohn eine ungeheuer fruchtbare Pflanze - in einer Samenkapsel befinden sich bis zu 3.000 Samenkörner. Andererseits gewinnt man aus dem bräunlich-weissen Milchsaft der unreifen Kapseln des Schlafmohns (Papaver somniferum) ein Alkaloid, aus dem man unter anderem Opium und Heroin herstellt.

Medizinisch bedeutsam ist neben dem Gehalt an Morphin, das in Reinform als Schmerzmittel Verwendung findet, auch das Codein, das zur Herstellung von hustenreizstillenden Medikamenten verwendet wird.

Die reifen Samen enthalten die gefährlichen Alkaloide nicht mehr.

Man kann also ruhig Mohnkuchen oder -brötchen essen. Der Waldviertler Graumohn ist zudem eine Sorte, die besonders arm an Opiaten ist. Daher gab es für die Mohnbauern in dieser Gegend auch noch nie Probleme mit dem Gesetz.

Kurze Blüte: Im Juli erstrahlt in der Region ein wahres Blütenmeer. Roter, weisser und rosafarbener Schlafmohn so weit das Auge reicht, nicht zu Verwechseln mit dem wild wachsenden Klatschmohn. An jedem Stängel wachsen zwar mehrere Blüten, die aber jeweils nur einen Tag lang ihre farbige Pracht entfalten. Dann fallen die Blätter ab, und schon nach rund zwei Wochen sieht man nur noch einzelne Farbtupfer im Feld.

Mohn im eigenen Garten: Natürlich kann man auch bei uns den Versuch wagen: Einfach im April einige Mohnsamen in die Erde streuen und abwarten. Mohnpflanzen lieben übrigens trockene und durchlässige, kalkhaltige Böden in voller Sonne. Gleich nach der Blüte sollte man die Stängel der Pflanze zurückschneiden - das erhält ihre Lebenskraft. Mohnblüten für Sträusse schneidet man am besten schon als Knospen. Sie verbluehen leider schnell.

Mühsamer Anbau: Fast jede Familie im Mohndorf Armschlag bewirtschaftet ein Mohnfeld - überwiegend in Handarbeit. Langsam reifen die Kapseln heran, ohne Einsatz von Spritzmitteln und chemischen Düngern. Gegen Ende August wird geerntet. Es handelt sich bei dem Waldviertler Graumohn um eine so genannte "sehende" Sorte, das heisst, die Samenkörner können aus den Kapseln durch kleine Öffnungen (Augen) herausgeschüttelt werden, ohne dass diese dabei kaputt gehen. Die stark ölhaltigen Samen stecken lose in den mehrkammerigen, gefächerten Kapseln. Wenn die Samen trocken sind, müssen sie noch gereinigt werden. In Armschlag arbeitet man noch immer mit der traditionellen Mohnwindmühle. Staub, Blätter und sonstige Verunreinigungen werden dabei durch den erzeugten Wind im Nu weggeblasen.

Gemahlen nicht gut haltbar: Die ganzen Körner sind etwa ein Jahr lang haltbar. Entweder in Cellophan oder besser noch in luftdurchlässigen Leinensäckchen verpackt, werden sie gelagert. Damit sich das nussige Aroma entfalten kann, muss der Mohn vor dem Verzehr allerdings zerstossen werden. Früher geschah das mit einem riesigen Mohnmörser, heute nimmt man lieber die handliche Mohnmühle. Man kann aber auch eine Kaffeemühle verwenden oder sich im Bioladen oder Reformhaus die Samen mahlen lassen.

Gemahlenen Mohn sollte man recht bald verbrauchen, schon nach rund vier Tagen wird das enthaltene Öl mit den vielen ungesättigten Fettsäuren ranzig. Alternativ kann man die Samen dann aber auch einfrieren. Getrockneter Mohn enthält pro 100 Gramm etwa 42 Gramm Fett, 20 Gramm Eiweiss und 4 Gramm Kohlenhydrate, daraus ergeben sich 480 Kilokalorien. Mohn ist zudem sehr reich an Calcium (1, 4 Gramm) und Eisen (9, 5 Gramm).

Der Mohnwirt tischt auf: In Armschlag lädt die Mohnwirtschaft Neuwiesinger zum Verweilen ein. Hier hat man sich vollständig dem Mohn verschrieben, das merken die Gäste schnell: Alle Spezialitäten des Hauses werden mit den grauen Kügelchen zubereitet. Man bietet köstliche Mohnmehlspeisen, Mohnstrudel, Mohnsouffles, sogar Mohneis. Mohnkäse schmeckt nicht nur auf Brot, sondern wird auch mit Walnüssen und Äpfeln auf Salat serviert, das Mohn-Käse-Omelett ist schnell gemacht und stillt den Hunger zwischendurch. Für den edlen Hauptgang empfiehlt die Chefin Zanderfilet im Mohnmantel, ungewöhnlich, aber nicht weniger lecker als die deftigen Mohnnudeln mit viel Zucker und Rum.

Bauernladen lässt keinen Wunsch offen: Für alle Mohnsüchtigen ist der Bauernladen mit seinen vielen Produkten ein einziges Eldorado. Neben altertümlichen Mohnmühlen kann man hier auch süsse Spezialitäten erstehen, beispielsweise "Zelten mit Mohnfüllung". Das kaltgepresste Mohnöl ist sehr gesund und dann gibt es natürlich noch die Mohntorte nach Geheimrezept.

Die Mohnschokolade macht ein Konditor aus dem Nachbarort und auch Likör und Schnaps mit Mohn sind zu haben. Die Herstellung erfolgt nach einem von den Ortsansässigen entwickelten Verfahren, da es sehr schwierig ist, das Aroma des Mohns einzufangen. Die "Mohn Amour"-Körperpflegeserie wird selbstverständlich mit Mohnöl gemacht.

Schautafeln: Genaue Infos zum Mohn: Der Mohnlehrpfad führt auf einer Strecke von 1 Kilometer entlang der Grossen Krems durch das Mohndorf Armschlag und erklärt in sechs Schaukästen die geschichtlichen, produktionstechnischen und kulinarischen Aspekte des Mohns. Die Mohnbauern laden zu einem Besuch ihrer Häuser ein und bieten ihre Produkte zum Ab-Hof-Verkauf an. Einige von ihnen trocknen die leeren Mohnkapseln. Diese sind heiss begehrt, um rustikale Ziersträusse und Kränze daraus zu binden. Kaum zu glauben, was sich die Dorfbewohner haben einfallen lassen - und das Konzept geht auf. Jedes Jahr pilgern mehr Touristen ins Mohndorf, um die Spezialitäten der Region kennen zu lernen.

Buchtipp: * Ditta Rudle, Reinhard Mandel Waldviertler Graumohn Kulinaria Europas

Kontaktadressen: * Mohnwirt Johann Neuwiesinger Armschlag 9 3525 Sallingberg Österreich Tel. 00 43 (28 72) 74 21 Fax 00 43 (28 72) 7 42 14 Internet: www.mohnwirt.at E-Mail: mohnwirt@aon.at * Familie Gressl Haiden 11 3631 Ottenschlag Österreich Tel./Fax 00 43 (28 72) 74 49 Internet: www.waldviertelshop.com Rezepte (Den Mohn möglichst kurz vor der Zubereitung zerstossen oder mahlen): Waldviertler Mohnnudeln Mohnomelett Mohntorte Mohnsouffle


Anmerkungen zum Rezept:
keine